Wolfgang Münchau wagt ein zögerliches "ja, aber" in FT.com am 29.12. und fragt zu welchem Preis. Die Liquiditätskrisen der PIIGS werden sicher bestehn bleiben. In den PIIGS wird es zu Verwerfungen
kommen, weil so strenge Sparprogramme gefahren werden müssen wie noch nie seit den 30er Jahren. So wird der Euro ein ständiger Faktor der Instabilität bleiben.
Münchau blickt auf den Euro unter Aspekten des Risiko-Managements. Leute die PIIGS-Anleihen gekauft haben, sehen zwei Gefahren vor ihren Augen: Den Untergang des Euro oder der Bankrott der PIIGS.
Risiko-Wahrnehmungen können sich sehr rasch ändern. Zehn Jahre lang haben sich die Investoren kaum um das Euro-Risiko gekümmert und keine Kredit-Ausfallversicherungen abgeschlossen. Sie haben alle Euro-Länder gleich eingeschätzt.
Nun hat sich das grundlegend geändert.
2010 war kein SpekulantInnen-Angriff gegen den Euro, wie es uns die EU-PolitikerInnen zu suggerieren versuchen, sondern eine ganz normale Reaktion auf eine geänderte Risiko-Wahrnehmung. Smarte Investoren haben verstanden, dass die Verbindung hoher Staatsschulden, hoher Zinsen und geringem Wachstum das Risiko von Staatsbankrotten dramatisch ansteigen lässt. Da gibt´s für Investoren nur eins: Aussteigen und in weniger riskante Anleihen von Ländern investieren, die mehr Zinserträge bieten und weit entfernt vom Bankrott stehen wie z.B. Polen oder die Türkei.
Auch der Glaube an "Wachstum" führt in die Irre. Die PIIGS haben ein Wettbewerbsproblem und das macht die dortige Krise so verhängnisvoll.
Bleibt der EFSF. Der leiht Irland Geld zu einem Zinssatz von 6%, höher als wie die Wachstumsrate des Landes auf Jahre hinaus sein wird. Diese Kredite helfen zwar beim Liquiditätsproblem Irlands, machen aber das langfristige latente Insolvenzproblem Irland nur umso grösser. Also frei nach den berüchtigten
Inseraten unseriöser Kreditanbieter: "Schnelles Geld gefällig? Ohne Nachfragen!"
Münchau rechnet damit, dass Portugal als nächstes Land den EFSF anzapfen muss. Spanien kann einer Zahlungsunfähigkeit vielleicht gerade noch entkommen, wird aber in eine immense und lange Rezession rutschen und wenn der Zinssatz
irgendwann mal 6 oder mehr Prozent erreicht, wird sich auch für Spanien das Insolvenzproblem stellen.
Die Risiken für Italien und Belgien sind politischer Natur. Die Wahrscheinlichkeit notwendige Reformen durchzuführen ist bei dem instabilen politischen System Italiens sehr niedrig. Belgien versinkt immer mehr ins politische Chaos und hat einen nicht gesunden Bankensektor.
Krisen zu begegnen, die über Portugal hinausgehen, ist ohne eine Ausweitung des Umfanges und Interventions-Mechanismus des EFSF nicht möglich. Am Ende könnte eine Transferunion stehen, in der nur noch Frankreich und Deutschland als Kreditgeber übrig bleiben - kein nachhaltiges Euro-Modell. Beide Länder müssten alle PIIGS-Schulden alleine bezahlen oder selber Bankrott anmelden.
Im auslaufenden Jahr haben die politischen FührerInnen der EU gebetsmühlenhaft immer wieder beteuert, sie würden den Euro retten, "koste es was es wolle". Das Problem bei diesem Schwur:
Sie haben nie erklärt, was das eigentlich konkret bedeutet. Das Neue Jahr könnte die Wahrheit bringen.
(mehr dazu von Ralph Atkins in der gestrigen FT.com)