Samstag

Nach dem Gipfel - das übliche Pro-Euro-Geklappere

In seinem heutigen Kommentar freut sich Matthias Koch, der Chefredakteur der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung, über den Euro-Krisengipfel:


Bald werden nach seiner Einschätzung 


Bild-Quelle: haz.de

"all jene, die jetzt noch jeden Tag viel Aufmerksamkeit in den Medien bekommen für ihr antieuropäisches Geklapper, im Abseits stehen"


Abgesehen davon, dass man durchaus gerade als Pro(!)-EuropäerIn gegen die Fehlkonstruktion des Euro und das von keiner wirtschaftlichen Sachkenntnis getrübte Mißmanagement der Euro-Krise durch die PolitikerInnen in Berlin, Bruxelles und Paris sein kann, ist es eine Illusion zu meinen, dass nun mit dem griechischen haircut alles paletti wäre.
Schon einen Tag nach dem Gipfel (!) sprangen die Zinsen für neue italienische Staatskredite in bisher ungeahnte Höhen: die Märkte zeigen sich von dem, was die PolitikerInnen beschlossen haben, unbeeindruckt. Genauso unbeeindruckt wie die deutschen BürgerInnen, die weiterhin laut Umfragen zu Zwei-Drittel gegen den Euro sind. 
Schon bald wird der nächste Krisengipfel fällig sein, wenn z.B. offenkundig wird, dass für das bankrotte Hellas auch ein 50%iger Schuldenschnitt nicht genügt oder das ins immer fatalere Defizit abtrudelnde Italien Rettungsbedarf anmeldet oder sich die "Freiwilligkeit" beim haircut nicht so wie theoretisch jetzt ausgedacht durchführen lässt. 
Bis dahin ist Zeit, das, was Matthias Koch als "Geklappere" abqualifiziert, mit dem zu kontrastieren, was uns PolitikerInnen und JournalistInnen alles in der Euro-Krise vorgeklappert haben an realitätsfremden Einschätzungen und hohlen Versprechungen die nicht eingehalten wurden:
  • "Griechenland ist nur ein Einzelfall"
  • "die EZB bleibt unabhängig"
  • "es wird kein Hebelmechanismus im EFSF eingerichtet"
  • "Griechenland erfüllt alle Euro-Einführungskriterien"
  • "wir halten uns an den Lissabon-Vertrag, der keine Transferunion vorsieht"
  • für Griechenland wird es nie einen Schuldenschnitt geben"
Wer so fahrlässig mit der Wahrheit umgeht, muss sich nicht wundern, dass die BürgerInnen diesem politischen Geklappere nicht mehr vertrauen.