Dienstag

Der Einstieg: Hellas-Lügen

"Armes Griechenland"?
(Leserbrief)



"Takis Tsapos (Die Harke am 3.5, S.3) will uns weismachen, dass die Griechen es sich nicht auf Kosten Europas gut gehen lassen. In der Harke vom 5.5. ist auf der Titelseite von "13 und 14 Rentenzahlungen" in Griechenland zu lesen (!). Offenbar weiß Herr Tsapos nicht, von was er redet.
Ich gestehe, ich habe auch lange Zeit geträumt, dass Euro-Union gleich gemeinsame Politik sei. Nun seh ich mich getäuscht. Ist es zu nationalistisch, wenn ich keine Lust habe, Griechenland auf Kosten des deutschen Steuerzahlers vorm Bankrott zu retten, weil dort die Staatsstatistiken vorsätzlich manipuliert werden und RenterInnen Zahlungen erhalten, von der wir in Deutschland nur träumen können."
B.Luber



Das Unheil der angeblichen Sanierungs-Beschlüsse und Alternativen dazu

Hier fasse ich meine Positionierung gegen die irrsinnige Berlin-Pariser sog. "Sanierungspolitik" zugunsten der PIGS-Staaten auf Kosten deutscher RentnerInnen und brav Steuerzahlenden nachfolgend aktualisiert zusammen;


Im Mai 2010 ist folgendes passiert (ich nenne nur die Kernpunkte):



1) Berlin hat ein (viel zu) großes Sanierungspaket für das bankrotte Griechenland beschlossen

 


2) Berlin hat ein unfassbar riesiges Sanierungspaket für die anderen PIGS-Staaten beschlossen

 


3) beides wird Deutschland jetzt und auf enorme Zeit finanziell schwerstens belasten, bis weit hinein in die nachfolgenden Generationen und birgt die Gefahr, dass diese nicht mehr normal zu schulternden finanziellen Mega-Verpflichtungen sich u.a. in Erhöhung der MWSt. und Kürzungen von Renten und Sozialleistungen niederschlagen (die Berliner politische Kaste, Schäuble und Co., hat ja schon damit angefangen), also wieder mal die Leute aus dem armen Segment der Gesellschaft, die mit dem griechischen unsolidarischen Wirtschafts-Gebaren nullkommanix zu tun haben, besonders hart trifft, wobei die Effizienz dieser gigantischen "Sanierung" der PIGS-Länder per Schuldenmachen durch die non-pigs-länder völlig ungewiss ist.



4) Berlin + Paris als die in der EU entscheidenen Drahzieher, haben praktisch die EZB abgeschafft, auf jedenfall ihre Unabhängigkeit zerstört (die - nota bene, man erinnert sich: das Hauptargument für uns, wie man jetzt sieht: aus gutem Grund, skeptischen Euro-Leute in Deutschland war, den Euro überhaupt zu akzeptieren). Berlin + Paris haben der EZB nicht nur grünes Licht zum - bei der Gründung der EZB und Einführung des Euro - verbotenen! Ingang-Setzen der Euro-Notenpresse gegeben, sondern quasi eine Weisung, dies nun baldmöglichst und umfangreich zu tun. Sie haben die EZB ebenfalls angewiesen, junk papiere im großen Umfang aufzukaufen, also für Verluste gerade zu stehen, die die EZB nicht generiert hat. 






    Mit beidem, aber schon bereits mit dem Griechenland-Sanierungspaket verstösst Berlin/Paris eindeutig gegen den EU-Vertrag, der wohlweislich (nämlich aus "wirtschaftspädagogischen" Gründen) eine ggs. Schuldenkompensation in der EU ausschließt (eigentlich war der EU-Artikel gerade dazu verfasst worden, dass solches PIGS-Verhalten eben nicht durch Sanierungsgelder anderer non-pigs-Staaten auch noch belohnt wird).



Soweit das, was passiert ist. 
















Nachfolgend die notwendigen Alternativen:


( Die Bürde der punkt für punkt Operationalisierung für die Alternativen, jetzt nachdem das alles in Bruxelles schon beschlossen wurde, bitte ich mir dabei nur bedingt aufzuhalsen - immerhin soll laut Umfragen eine "Raus aus dem Euro"-Parteiinitiative, wenn sie heute spontan gegründet würde, bis zu 20% der Stimmen bekommen, vielleicht also doch eine Hoffnung, die decision makers auch nach ihren aberwitzigen Entscheidungen nochmal erneut unter Druck setzen zu können und eine Revision zu erzwingen. Leider sind demnächst keine Bundestagswahlen und die NRW-Wahl war zu früh für eine solche Mobilisierung - deshalb hoffe ich auf auf NRW-Neuwahlen, dann könnte es dort einen interessanten Wahlkampf geben. Aber auch das BVerfG ist ja immer mal für positive Überraschungen gut - GG-konform ist jedenfalls das, was Berlin jetzt beschlossen hat, keinesfalls)

 


Was passieren muß:



1) Rücknahme bzw. erhebliche Reduzierung der beiden (griechisches und allgemeines) Sanierungspakete bzw. viel härtere Sanktionsdrohungen, wenn die PIGS den mit den Sanierungsgeldern gekoppelten eigenen Wirtschafts- und Finanzdisziplinmaßnahmen nicht nachkommen

 


2) Wiedereinsetzung der EZB in ihren, von den Gründern wohlüberlegten status: als absolut unabhängiges Währungsschutz-Gremium ohne Recht zur Notenpresse und junk bonds Aufkauf

 


3) Klares Bankrottverfahren für die PIGS-Staaten genauso wie es bankrotte Firmen und Einzelpersonen auch machen müssen. Solide blue prints wie das bei den PIGS zu handhaben wäre, wurden bereits genügend in der Wirtschaftsexpertenpresse vorgestellt (kein geringerer als zB vom respektablen ehem. NRW-Innenminister und Bürgerrechtsaktivisten Burkhard Hirsch). Es fehlt nur der politische Mut in Bruxelles dazu.

 


4) Wiedereinführung von Drachme, Escudo, ir.Pfund und Peseten bei den PIGS

 


5) Damit Neustart der EU, diesmal einer EU der diffent speeds. Das ist überhaupt keine neue oder europa-ehrenrührige Idee, sondern wurde schon vor 10 Jahren bei der Einführung des Euro von - wie man jetzt sieht: durchaus gerechtfertigten - Euro-Skeptikern empfohlen.



Damit kann jeder Staat sich entscheiden, wieviel monetäre und sonstige Wirtschaftsdisziplin er an den Tag legen will - entsprechend wird er EU-klassifiziert und keiner muß für den anderen mehr haften; das ging jahrzehntelang gut und nur die Gier des europäischen Kapitalismus nach noch mehr Profit hat uns - die Konsequenzen bekommen wir jetzt alle ab - den Euro unter all diesen fragwürdigen Begleitumständen aufgeschwatzt.



Jede/r PolitikerIn sollte also ab sofort klar befragt werden, ob sie/er für die Beschlüsse von Paris/Berlin ist und warum. Bzw. warum sie/er sich nicht nicht für Alternativen einsetzt. Damit in Deutschland über die kürzlichen Berlin/Pariser Beschlüsse eine breite politische Streitkultur entsteht. Darüber würde ich mich sehr freuen.




Schach: Nach Damenverlust doch noch zum Sieg

Gute Schachfreunde werden bei dieser Partie vielleicht mit der Zunge schnalzen. Wenn jemand seine Dame einstellt (so passierte es mir im 13. (!) Zug), bekommt er in der Notation zurecht das sehr seltenen dreifache "???". 


Nach diesem totalen blackout war ich - natürlich -  im ersten Schreck spontan drauf und dran war, die Partie aufzugeben. Aber - danach begann (!) eigentlich erst die richtige spannende Partie. Zunächst spielte ich nur lustlos weiter, dann sah ich eine Schachoption und dachte, na gut, den Zug noch. Dann sah ich die zweite Schachoption und dachte, na gut, den Zug halt auch noch. Dann gings so weiter und ich wurde so richtig hellwach und heißhungrig nach einem Mattnetz, und ein Zug bevors dann Matt gewesen wäre mußte eben mein Gegner seine Dame "gegenopfern". Wie gut dass mir nach der Erschöpfung für diese Züge dann doch noch so viel mentale Kraft übrig geblieben war, schleunigst auf Endspielmentalität umzustellen. Da kam ich rasch in Vorteil aber Turmendspiele sind - wie man ja weiß - dennoch sauschwer zu spielen, leicht zu verlieren und schwer zu gewinnen. Aber irgendwie rettete mich mein Schachinstinkt und zeigte mir, wie ich doch meinen Freibauern zur Dame bringen konnte. Das war nun die dritte! Dame, die in diesem Spiel lebendig wurde, aber das reichte dann. Mir zum Gewinn und meinem Gegner wohl sowieso (mit einer Dame mehr doch noch zu verlieren ist schon bitter). Was wohl Tarrasch dazu gesagt hätte?


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weiss (Burkhard)
schwarz
Zug Figur Feld Figur Feld
1Bauere2 - e4

Bauere7 - e5
2Springerg1 - f3

Bauerd7 - d6
3Bauerd2 - d4

Bauere5 x d4
4Springerf3 x d4

Damed8 - e7
5Dame d1 - e2

Läuferc8 - d7
6Springerb1 - c3

Springerb8 - c6
7Springerd4 x c6

Läuferd7 x c6
8Läuferc1 - f4

Königlange Rochade
9Königlange Rochade

Damee7 - f6
10Dame e2 - f3

Turmd8 - e8
11Läuferf1 - d3

Springerg8 - h6
12Turmh1 - e1

Springerh6 - f5
13Bauere4 x f5 ???

Läuferc6 x f3
14Bauerg2 x f3

Turme8 x e1
15Turmd1 x e1

Läuferf8 - e7
16Springerc3 - d5

Damef6 - d4
17Springerd5 x e7

Königc8 - d7
18Läuferf4 - e3

Damed4 - h4
19Läufere3 - d4

Bauerf7 - f6
20Springere7 - d5

Dameh4 x d4
21Turme1 - e7

Königd7 - c6
22Turme7 x c7

Königc6 x d5
23Läuferd3 - e4

Damed4 x e4
24Bauerf3 x e4

Königd5 x e4
25Turmc7 x b7

Könige4 x f5
26Turmb7 x a7

Bauerg7 - g5
27Turma7 - d7

Königf5 - e5
28Bauera2 - a4

Bauerh7 - h5
29Bauera4 - a5

Turmh8 - a8
30Bauerb2 - b4

Könige5 - e6
31Turmd7 - h7

Bauerh5 - h4
32Bauerh2 - h3

Turma8 - f8
33Bauera5 - a6

Könige6 - d5
34Bauera6 - a7

Königd5 - c4
35Turmh7 - b7

Turmf8 - a8
36Bauerb4 - b5

Königc4 - c5
37Bauerb5 - b6

Königc5 - c6
38Turmb7 - b8

Turma8 x a7

39Bauer
b6 x a7 schwarz gibt auf

















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Alternative Materialsammlung zur Europäischen Finanzkrise








Aus meinem EU-Dossier nachfolgend eine kleine kommentierte Link-Liste zur europäischen Finanzkrise - wie es dazu kam, was wir daraus lernen sollten, wie es weitergehen kann. Der Schwerpunkt liegt dabei besonders auf kritischen, alternativen, internationalen Analysen und Meinungen, die leider in Deutschland viel zu wenig bekannt sind und eine viel klarere schonungslosere Bewertung der derzeitigen Katastrophe bieten als die meisten deutsche Zeitungen.



http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,695157,00.html Leon de Winter "Zurück zu EWG" (warum das griechische Wirtschaftsregime mit seinem horrenden deficit spending, Korruption und Steuerhinterziehung mit dem guten Geld anderer Euro-Staaten auch noch zu belohnen)



http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-70327158.html

(in diesem SPIEGEL-Themenheft stehen viele gute Analysen und Kommentare über die Krise drin)



http://www.sueddeutsche.de/politik/finanzmaerkte-und-demokratie-geld-regiert-die-welt-wer-regiert-das-geld-1.941134

(der bekannte SZ-Kommentator und engangierte Demokrat Heribert Prantl zum Verlust der Demokratie im jetzigen Krisenmanagement der PolitikerInnnen)




http://www.nytimes.com/2010/05/09/opinion/09friedman.html

(Thomas Friedman: Was die GriechInnen, die anderen PIGS-Staaten und weitere Länder noch alles werden lernen müssen)

 


"Nur keine Panik"

(Nikolaus Piper weist in der SZ vom 8.5. überzeugend nach, warum ein formeller Griechenland-Bankrott gar keine geschichtliche Sensation wäre)

 


http://www.nytimes.com/2010/05/02/world/europe/02evasion.html

(Steuerhinterziehungstechniken a la Hellas)

http://www.nytimes.com/2010/04/30/opinion/30krugman.html

(Nobelpreisträger Paul Krugman zeigt, was man aus der Griechenlandpleite lernen soll)

 


http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,695286,00.html

(warum es mit dieser Krise endgültig mit dem Wachstum vorbei ist, auch wenn es noch keine/r wahrhaben will)

 


http://www.nytimes.com/2010/05/12/opinion/12friedman.html

(der bekannte Journalist und Globalisierungsautor Thomas Friedman macht sich als US-Bürger so seine Gedanken über Hellas)

 


http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,693585,00.html

(Daniel Cohn-Bendit, vornehmlich zu den aberwitzigen Rüstungsimporten Griechenlands)




ifsh.de/pdf/stellungnahme_brzoska3.pdf

(ein Friedens-Forscher über die riesige Militarisierung Griechenlands)




http://www.ftd.de/finanzen/maerkte/marktberichte/:das-kapital-alles-nur-zum-wohle-des-sparers/50115439.html (die/der arme Frau/Mann muß mal wieder die Zeche der großen PolitikerInnen bezahlen; Kommentar immerhin von der sicher nicht als "links" einzustufenden Financial Times Dtl)



http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,695157,00.html

(warum Schluß mit der Euro-Fantasterei sein sollte)

 

http://www.faz.net/s/Rub3ADB8A210E754E748F42960CC7349BDF/Doc~EAD022E2AB15F4C9F9E87E8657FAE90CE~ATpl~Ecommon~Scontent.html

(FAZ-Autor Plickert über ein Alternativszenario anstatt der absurden Rettungsgigantomanie für Griechenland)



http://www.ftd.de/finanzen/maerkte/anleihen-devisen/:schuldenkrise-in-europa-joseph-stiglitz-wie-der-euro-noch-zu-retten-ist/50111214.html

(Nobelpreisträger Stiglitz zu Wegen aus der Krise)



http://www.ftd.de/politik/europa/:euro-krise-kalte-insolvenz-fuer-griechenland/50112357.html

(warum wir keinesfalls dem schlechten griechischen Geld noch länger gutes deutsches hinterher werfen sollte)



"Auf der Anklagebank"

(Markus Frühauf in der FAZ vom 10.5.10 - "die Kalkulation der Börsenspekulanten wäre nie aufgegangen, wenn Griechenlands Finanzlage solide gewesen wäre")



http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-70417371.html

(große Skepsis ob die riesigen Ausgaben für die Rettung Griechenlands vor dem Bankrott überhaupt ihr Ziel erreichen werden)



Burkhard Hirsch (ehemaliger NRW-Innenminister und engangierter Bürgerrechtler): "Die Kraft des Konkurses. Statt Europa-Mystik braucht die EU eine nüchterne ökonomische Analyse und Griechenland die Rückkehr zur Drachme" - Leserbrief in der SZ Nr. 106)



http://www.faz.net/s/Rub3ADB8A210E754E748F42960CC7349BDF/Doc~E7A5163FD0EE944B28A4785817BA516D0~ATpl~Ecommon~Scontent.html

(warum immer mehr Schulden, wie sie jetzt bedenkenlos gemacht werden, in den europäischen Ruin führen)



http://www.buecher.de/shop/fachbuecher/bank-raeuber/mueller-leo/products_products/detail/prod_id/28006198/

(Leo Müller zeigt, wie die Manager zur Explosion der Finanzmärkte beitrugen und wie die deutschen Politiker das Desaster vertuschten; vollständige Buchrezension in der SZ vom 10.5.10)



http://www.economist.com/opinion/displaystory.cfm?story_id=16059958

(wer geht nach Griechenland als nächstes bankrott?)



http://www.faz.net/s/Rub3ADB8A210E754E748F42960CC7349BDF/Doc~EA41774AD964049B58B2C999009012671~ATpl~Ecommon~Scontent.html

(das 750 Milliarden-Eurorettungspaket ist nur Eingeständnis des Versagens und der Perspektivlosigkeit der PolitikerInnen)



http://www.ftd.de/politik/international/:rettung-als-normalzustand-wie-die-politik-den-banken-das-paradies-erschafft/50115560.html

(wie sich die PolitikerInnen von den Banken erpressbar machen, FTD-Kommentar)



http://www.sueddeutsche.de/geld/angst-vor-dem-flaechenbrand-das-virus-ist-zurueck-1.939674

(europäische Banken und PolitikerInnen haben 2010 bemerkenswerterweise aus der US-Immobilienkrise 2007 leider überhaupt nichts gelernt)



http://www.faz.net/s/Rub3ADB8A210E754E748F42960CC7349BDF/Doc~E83343A407C7149E184FAD193A02AA44B~ATpl~Ecommon~Scontent.html

(Griechenland = mit solch einem Wirtschaftsprofil darf man nicht solch eine Finanzpolitik machen)



http://www.nytimes.com/2010/05/11/opinion/11iht-edcohen.html

("The Party is over" - deutsche Urlauber jetten nicht mehr in den Urlaub zur sog. "Wiege der Demokratie" - Roger Cohen kommentiert in der NYT warum)

Hellas: Ein so hochgerüstetes Land verdient keine Solidarität

Griechenland sanieren? = Endlich abrüsten!

(Leserbrief)


Der Pro-Griechenland Artikel von Frau Nerger in der HamS vom 23.5., S. 21 unterschlägt leider eine wichtige Tatsache. Zweifellos trifft der Quasi-Bankrott Griechenlands - wie ja immer wenn oben was schief gelaufen ist - vor allem die armen Leute unten und die Drahtzieher der jetzigen Krise sind unschwer festzumachen in dem Sumpf von staatlich unterstützter Korruption, Steuerhinterhinterziehung und bedenkenlosem Über die Verhältnisse Leben. 












  

Aber noch weitaus skandalöser und leider noch viel zu wenig in der Öffentlichkeit bekannt ist die aberwitzige Militarisierung Griechenlands: Bei einer Einwohnerzahl, die ungefähr derjenigen von gerade mal Baden-Würtemberg entspricht leistet sich Griechenland seit Jahrzehnten eine Armee von sag und schreibe 150.000 (unbeschäftigten) Soldaten. Dazu noch ein durch kontinuierliche Rüstungsimporte (Griechenland steht weltweit auf Platz fünf aller Rüstungsimporteure) aufgebautes immenses Waffenpotenzial. Alles in allem gibt Griechenland jährlich rund 7 Milliarden Euro für sein Militär aus -  eindeutig viel zu viel. 
Griechenland tut so als ob es stündlich von der ganzen Welt angegriffen würde. Da fasst man sich doch wirklich an den Kopf, auch wenn man - wie ich - durchaus griechisch-wohlwollend ist.

 
Mit einer kräftigen Abrüstung und Entmilitarisierung könnte Griechenland spielend seine Finanzen selber sanieren statt fremde Steuerzahler wie uns dafür heranzuziehen. Warum passiert das nicht und warum ist unsere Regierung zu feige, das vom Athener Establishment 
einzufordern? Nicht "deutsche Neutralität" wie es Frau Dommach im o.a. Artikel fordert, ist das Gebot der Stunde, sondern endlich eine angemessene, längst überfällige Sanierungspolitik der griechischen Regierung!

Warum Ethik im Kapitalismus nicht hilft

Replik auf den Vortrag von Prof. Hermann Sautter (Universität Göttingen) "Moral und Wirtschaft: zwei Welten?" am 13.5.10 in Bursfelde =  http://docs.google.com/View?id=ddtw99b5_388dkhjwzg7


Sautters Argumentation ist eine starke Zumutung. Dass er in einer Zeit, wo das Versagen des Kapitalismus evident wird wie nie zuvor (als guter Schüler von Karl Marx, der seit der Wiedervereinigung ja schon verfemt war und meines hochverehrten akademischen Lehrers Niklas Luhmann freue ich mich, dass ich das noch vor meinem Tod erleben darf), auf diese globale Pleite gerade mal mit neun mickrigen nichtssagenden Zeilen eingeht, darüber kann ich nur den Kopf schütteln.



Dass Sautter Niklas Luhman, einer der brillantesten Denker unserer Zeit, als virtuosen Zyniker diffamiert, ist schon blamabel genug. Aber in Sautters Argumentation fällt diese Etikettierung auch direkt auf ihn zurück. Sautter hat Luhmann offenbar überhaupt nicht genügend bzw. richtig gelesen. Exakt das, was wir in diesen Wochen erleben = die rein öffentlichkeitskosmetisierende, ebenso hektische wie folgenlose Betriebsamkeit der PolitikerInnen, mit immer neuen aberwitzigen angeblichen "Rettungs"paketen den Kapitalismus erfolglos zu reglementieren zu versuchen (natürlich alles auf Kosten der Armen, RentnerInnen, HartzIV-Empfängerinnen und derer, die - im Gegensatz zu Griechenland - brav ihre Steuer zahlen), zeigt ja gerade - so alles bei Luhmann nachzulesen, wenn man es sorgfältig macht - dass die Politik völlig unfähig ist, irgendwas Entscheidendes in der Wirtschaft zu regeln.

 
Statt dessen bleibt es beim sattsam bekannten Schema: Gewinne (sei es Immobilien, Derivate, Spekulationsgeschäfte) werden (im Funktions-System Wirtschaft) privatisiert, Verluste werden (im Funktions-System Politik) über gigantische Schuldenaufnahmen, die jetzt munter und bedenkenlos angeworfene Notenpresse mit entsprechender Inflation, demnächst über Steuererhöhungen und Kürzungen von Sozialleistungen und Renten und am Schluß über Geldabwertung und Währungsreform, sozialisiert. Und die Spekulanten machen dabei munter mit:




Ich frage mich wirklich, wo S. eigentlich lebt mit seinem recycling längst unbrauchbarer Appelle an die sog. "Einsicht", den sog. "Guten Wille", die sog. "Moral" und "Ethik" im Kapitalismus und den sattsam bekannten, längst abgefrühstückten und folgenlosen Sentenzen wie "seid lieb miteinander" und "vertragt euch doch bitte". Wirtschaftsmanager werden doch schon längst nicht mehr dafür eingestellt, gut zu wirtschaften sondern allein nach dem Kriterium, wieviel ArbeitnehmerInnen sie in möglichst kürzester Zeit entlassen können. Manchmal kommt es mir bei der Lektüre des Sautterschen Essay so vor, als ob der Autor schon seit geraumer Zeit nur noch das Göttinger Tageblatt und nicht mehr Financial Times, Washington Post, Le Monde, New York Times etc. liest, wo die gegenwärtige europäische Wirtschaftspleite glasklar und schonungslos analysiert wird und nicht mit dem sonst üblichen Schönreden und Zukleistern der Wahrheit.



Wenn Sautter mit dem intellektuellen Schrotthandel von Ethik und Moral hausieren geht, dann merkt man doch bereits am Ausgangspunkt der gegenwärtigen Katastrophe, wie diese Kategorien völlig an der Realität vorbeigehen. Als ob der griechische Staats-Bankrott mit irgend einem Satz von Kant oder anderen sog. "Ethikern" hätte verhindert werden können. Die unzähligen griechischen SteuerhinterzieherInnen, die umfassende Korruption in der griechischen Gesellschaft, das maßlose griechische deficit spending, wo Immobilien- und sonstige SpekulantInnen im sicheren Schatten des Euro ihre garantierten Profite machen konnten, die sie dann alsbald in gut geschützte offshore tax heavens transferierten; eine griechische Gesellschaft mit einer unfassbaren Militarisierung, die man nur fassungslos zur Kenntnis nehmen kann - dem allem mit "Ethik" und den üblichen moralischen Beschwörungsformeln beizukommen - das halte ich wirklich für so naiv, dass ich nur den Kopf darüber schütteln kann.



Wenn Sautter wirklich so an die Heilmittel von Ethik und Moral glaubt, dann sagt er hoffentlich auch seinen Kollegen an der Athener Universität und in der griechischen Kirche, was eigentlich in Griechenland längst "ethisch" (sic!) überfällig ist: ein ganz normaler Bankrott, Austritt aus der Eurozone, Wiedereinführung der Drachme. Dann können die GriechInnen sich mit den Sautterschen Ethikstandards als Leitlinien solide sanieren, ohne mirnichts dirnichts auf die Zahlungen von uns, an deren Misere völlig schuldlosen deutschen und französischen SteuerzahlerInnen zu spekulieren und uns unser mühsam erspartes Geld aus der Tasche ziehen. Dass Berlin und Paris jetzt genau umgekehrt gehandelt hat = unsinnige sog. "Rettungs"milliarden in ein Faß ohne Boden zu pumpen - darüber freuen sich nur die nächsten Bankrottkandidaten aus der PIGS-Gruppe: Portugal, Irland, Spanien.



Das griechische Wirtschaftsdesaster war doch kein Tsunami oder Erdbeben sondern wurde seit langer Zeit planmässig, z.T. illegal in Gang gesetzt. Diese Untaten nun auch noch mit Milliarden aus der Euro-Notenpresse zu belohnen und damit die anderen noch einigermaßen stabilen Euro-Länder auch noch ins Risiko zu stürzen, das ist, um die Sautter-Kategorien heranzuziehen (von denen ich, was den Kapitalismus angeht, überhaupt nichts halte) zutiefst
unmoralisch und unethisch.