Dienstag

How to call a bluff - warum die Finanzinvestoren gegen die EU spekulieren




Ein freundlicher Leser meines Blogs hat mich auf einen SPIEGEL-Artikel hingewiesen, wo gegen den Euro-Skeptizismus Stellung bezogen wird. Sehr lesenswert. Zwei Sachen seh ich allerdings anders als der Autor dort:


1) Lange hat man bei der Eire-Krise gesagt, "Irland ist nicht Hellas",  und es sind natürlich verschiedene Wirtschaften, aber im Endeffekt eben an dem einen Punkte gleich: Sie konnten sich nicht mehr alleine vorm Bankrott retten, sondern mußten extern saniert werden. Deshalb höre ich nun sehr sorgfältig hin, wenn - wie der Autor - schon wieder gesagt wird "Portugal ist nicht Eire". Deja vu?!



2) Ausserdem teile ich nicht den Optimismus des Autors dass die PIIGS sich selber sanieren können, denn deren sog. "Sanierungs"programme sind auf völlig überzogenen Wirtschafts-Wachstumsprognosen gebaut, also unrealistisch.

Wir alle werden sehen was die Zukunft bringen wird. Mich erinnert die Mentalität des Spiegel-Autors sehr an die "erfolgreiche"! Spekulation von Soros gegen das Britische Pfund, wo auch monatelang der britische PM Major pausbäckig verkündete: "Das Pfund ist sicher und wird nicht abgewertet. Basta!" Wie diese Geschichte dann ausging, weiß man.

 Und auch das Wasserrosen-Phänomen lässt mich nicht los: Da gibt es eine Spezies, die sich exponential vermehrt, so dass man gestern den See zu harmlosen 25% mit Blättern bedeckt sah, heute sind es schon erstaunliche 50%, und niemand damit rechnet damit, dass morgen der ganze See zugewuchert sein wird. Will sagen: Ich fürchte Phänomene, die trotz allen guten Willens ausser unserer Kontrolle geraten und beim der jetzigen Finanzkrise bin inzwischen skeptisch, ob wir nicht da genau solch ein Phänomen haben.
 
Aber so oder so - auch wenn mir Finanzspekulanten wirklich fremd sind, eine ihrer heilsamen Funktionen, uns auf den Teppich zu holen, ist sehr hilfreich: An ihnen kann keiner sich vorbeimogeln. Was wir jetzt erleben, ist die Spekulation der Finanzmärkte. Sie testen, ob die PIIGS gerettet werden ohne tatsächliche Staats-Insolvenzverfahren, ohne Euro-splitting oder ohne Euro-Ende (über das sogar Spd-Gabriel schon laut nachdenkt). 

Die Spekulanten verhalten sich wie Pokerspieler: Entweder warten sie aufs finale show down = wenn der Gegner die Karten auf den Tisch legen muss und es sich herausstellt, ob er geblufft hat oder tatsächlich gute Karten hat. Oder sie testen ihren Gegner schon früher auf seine Glaubwürdigkeit. "To call a bluff" heisst das im Pokerjargon. Das machen die Finanzspekulanten jetzt mit der EU und ihrem Euro. Wir werden alle ZeugInnen sein, wie das Spiel ausgeht. 

Die EU: Planlos von Pleite zu Pleite




Wieder eine Krise. Wieder dasselbe übliche Schema: Erst freuen sich die Fiananz-Märkte, dann ist der Jubel vorbei, weil sie bei näherem Hinsehen klare effektive Details im Sanierungsplan vermissen. Und die Angst wächst, dass die nächste Pleitenländer schon um die Ecke stehen: Portugal und Spanien. Spanien ist krass überschuldet mit einem Schuldenstand so hoch wie der Japans Anfang der 90er. 


Bisher lief der Pleitesanierungs-Mechanismus noch mono-national: Erst wird Griechenland saniert, dann Irland. Auf die Dauer werden solch uni-nationale Maßnahmen aber nicht mehr reichen. Ob der irische MP die Krise seines Landes bis zu den Neuwahlen im Januar überstehen wird? Backbencher planen schon heute seinen sofortigen Sturz.


Und die Zukunft des Euro wird jeden Tag ungewisser. Noch mehr Staatsbankrott-Sanierungen. ohne dass Merkels Gläubigerhaftungs-Regime vertraglich vereinbart wird, ist bei deutschen WählerInnen wohl nicht mehr politisch durchsetzbar, ganz abgesehen davon, dass Karlsruhe dann intervenieren wird. Aber andererseits ist genau solch ein Regime wiederum in Spanien und Italien politisch nicht durchsetzbar.
(Referenz: Eurointelligence News Briefing von heute)

Die irische Immobilien-Blase - nach dem Boom der Katzenjammer



Jahrelang standen die Iren vor ihren Banken Schlange, um Hypotheken für ihre Häuser zu bekommen. Der irische Immobiliensektor war so aufgebläht, dass er sag und schreibe 20% der kompletten irischen Wirschaft ausmachte. Vor zwei Jahren ist der Hausboom drastisch zu Ende gegangen: Der Bankrott von Lehman Brothers ließ sofort auch die irischen Banken klamm werden. Seitdem haben irische Immobilien 50 und mehr Prozent ihres Wertes verloren und ein Ende dieses Preisverfalls ist nicht abzusehen. In Irland stehen rund 300.000 Neubauten leer, für die sich keine Käuferin findet. Am Ende gerieten die irischen Banken in eine solche dramatische Schieflage, dass ihnen der irische Staat mit satten 80 Milliarden Euro unter die Arme greifen musste. Mit dem Ergebnis, dass das irische Haushaltsdefizit gigantische 32 Prozent der irischen Wirtschaftleistung beträgt. Unter dieser Überbelastung kollabierte das irische Finanzwesen, so dass nur noch die Sanierung durch den EFSF übrig blieb. Trotzdem ziehen die die Anleger weiterhin massiv ihre Gelder aus irischen Banken ab.
(Referenz für Text und Grafik: FTD von heute)



Ciao, irischer Tiger

Quelle: Stern


Die Arbeitslosenquote in Irland ist auf 13,9 Prozent hochgeschnellt. Die Regierung muss massiv sparen. Irland hängt nur noch am Brüsseler Tropf und ist für Einwanderer unattraktiv geworden. Die Anleger räumen aus Angst um ihr Geld ihre irischen Konten leer, und immer mehr Menschen verlassen das Land. Die Auswanderungsrate ist so hoch wie seit den späten 80er-Jahren nicht mehr. 2009 wanderten mehr Menschen aus als ein. 2010 wird sich die Differenz vervierfachen.
(Referenz: FTD von heute)

Irlandsanierung - alles paletti? Nicht für die Märkte...