"Christian Wulff, Schach und Shakespeare"
Guten Morgen, Herr Bundespräsident - Glückauf Christian!
Jetzt bist du da, wo du hinwolltest. Oder besser gesagt: hinsolltest? = nach dem Wunsch deiner Parteifreundin, die dich nun nicht mehr als Konkurrenten fürchten muß.
Deine Inthronisation war ja nicht so ganz glücklich, also bleib bescheiden. Schon der große Dramaturg aus Stratford wußte: Die Krone ist nur ein hohler Reifen. Und in Deutschland haben wir die Kronen sowieso schon lange abgeschafft, exakt 100 Jahre, wenn du am Ende deiner zweiten Amtszeit sein wirst (du siehst, ich trau dir durchaus was zu).
Aber Shakespeare hatte recht, und ich kann dir das von meiner online Schachpartie bestätigen, die ich gestern während deiner Wahl gespielt habe: Mein Gegenüber hatte schon zwei hübschgekrönte Damen um sich
vereint, und ich selber wollte gerade meine eigene Krone abgeben. Aber pardauz, da hatte mein Gegner doch glatt ein Remis-Patt übersehen. Da saß er nun inmitten seiner drei goldnen Kronen, die ihm nun auch nix mehr genützt haben.
Also: Sei nicht zu übermütig. Mach dich an deine Denkfabrik in Bellevue, aber vergiss auch nicht: Dein Volk kann auch denken, nicht nur du. Wir denken zum Beispiel mehrheitlich ganz entschieden: Deutschland raus aus Afghanistan! Nein, das mußt du auf deinem Fest morgen noch nicht sagen. Die Wahrheiten spart man sich für später auf. Aber behalt sie im Auge. Und rezitier ab und zu beim Schlafengehen den großen Weltdramatiker:
Within the hollow crown
That rounds the mortal temples of a king
Keeps Death his court and there the antic sits,
Scoffing his state and grinning at his pomp,
Allowing him a breath, a little scene,
To monarchize, be fear'd and kill with looks,
Infusing him with self and vain conceit,
As if this flesh which walls about our life,
Were brass impregnable, and humour'd thus
Comes at the last and with a little pin
Bores through his castle wall, and farewell king!
Also Christian, du bist gewarnt vor dem trüben Glanz der Macht. Als Vorsitzender von einem kleinen Verein sag ich dir aus Erfahrung: Die Luft wird nach oben hin immer dünner, und wenn´s "unten" Probleme gibt, merkst du schnell, wie einsam du "oben" bist. Dennoch: Meinen Glückwunsch und gutes Gelingen!
Jetzt bist du da, wo du hinwolltest. Oder besser gesagt: hinsolltest? = nach dem Wunsch deiner Parteifreundin, die dich nun nicht mehr als Konkurrenten fürchten muß.
Deine Inthronisation war ja nicht so ganz glücklich, also bleib bescheiden. Schon der große Dramaturg aus Stratford wußte: Die Krone ist nur ein hohler Reifen. Und in Deutschland haben wir die Kronen sowieso schon lange abgeschafft, exakt 100 Jahre, wenn du am Ende deiner zweiten Amtszeit sein wirst (du siehst, ich trau dir durchaus was zu).
Aber Shakespeare hatte recht, und ich kann dir das von meiner online Schachpartie bestätigen, die ich gestern während deiner Wahl gespielt habe: Mein Gegenüber hatte schon zwei hübschgekrönte Damen um sich
vereint, und ich selber wollte gerade meine eigene Krone abgeben. Aber pardauz, da hatte mein Gegner doch glatt ein Remis-Patt übersehen. Da saß er nun inmitten seiner drei goldnen Kronen, die ihm nun auch nix mehr genützt haben.
Also: Sei nicht zu übermütig. Mach dich an deine Denkfabrik in Bellevue, aber vergiss auch nicht: Dein Volk kann auch denken, nicht nur du. Wir denken zum Beispiel mehrheitlich ganz entschieden: Deutschland raus aus Afghanistan! Nein, das mußt du auf deinem Fest morgen noch nicht sagen. Die Wahrheiten spart man sich für später auf. Aber behalt sie im Auge. Und rezitier ab und zu beim Schlafengehen den großen Weltdramatiker:
Within the hollow crown
That rounds the mortal temples of a king
Keeps Death his court and there the antic sits,
Scoffing his state and grinning at his pomp,
Allowing him a breath, a little scene,
To monarchize, be fear'd and kill with looks,
Infusing him with self and vain conceit,
As if this flesh which walls about our life,
Were brass impregnable, and humour'd thus
Comes at the last and with a little pin
Bores through his castle wall, and farewell king!
Also Christian, du bist gewarnt vor dem trüben Glanz der Macht. Als Vorsitzender von einem kleinen Verein sag ich dir aus Erfahrung: Die Luft wird nach oben hin immer dünner, und wenn´s "unten" Probleme gibt, merkst du schnell, wie einsam du "oben" bist. Dennoch: Meinen Glückwunsch und gutes Gelingen!
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