Montag

EZB Crash Course oder: Was du immer schon über die Zentralbank wissen wolltest, aber nicht zu fragen wagtest

EZB-Intervention über der Marke von 200 Milliarden!


Den Anstoß gab der vom Blogger sehr geschätzte Wirtschaftsjournalist Wolfgang Proissl. In der FTD vom 22.Nov. informierte er auf Seite 17 wie jede/r online offen nachlesen kann, wieviel Staatsanleihen die EZB wöchentlich aus den PIIGS aufkauft. 


Wer z.B. heute den link
www.ecb.europa.eu/mopo/implement/omo/html/com.html anclickt, gelangt auf folgenden drögen Text:


Summary of ad hoc communication

Related to monetary policy implementation issued by the ECB since 1 January 2007

Date of communicationActionCommunication
28/11/2011Fine-tuning operationAs announced by the Governing Council on 10 May 2010, the ECB conducts specific operations in order to re-absorb the liquidity injected through the Securities Markets Programme (SMP).
In this regard, the ECB will carry out a quick tender on 29 November at 11.30 in order to collect one-week fixed-term deposits with settlement day on 30 November. A variable rate tender with a maximum bid rate of 1.25% will be applied and the ECB intends to absorb an amount of EUR 203.5 billion.
The latter corresponds to the size of the SMP, taking into account transactions with settlement on or before Friday 25 November, rounded to the nearest half billion. As the SMP transactions which settled last week were of a volume of EUR 8,581 million, the rounded settled amount - and the intended amount for absorption accordingly – increased to EUR 203.5 billion.
(Hervorhebung durch den Blogger)

Entscheidend ist dabei der letzte Satz, der den Betrag der EZB-Intervention in der vergangenen Woche (= 8,581 Millionen) und die Gesamtsumme aller EZB-Aufkäufe (= 203,5 Milliarden) nennt.

Dieses Eingreifen der EZB steht im Widerspruch zu Artikel 125 des AEU-Vertrages, der eine ggs. Schulden-Haftung der EU-Länder definitiv ausschliesst. Aber mit Verträgen nehmen es die PolitikerInnen halt nie so genau. Bereits das Schlitzohr Höcherl, weiland Bundesinnenminister, meinte flapsig, man könne doch in Krisenzeiten nicht immer mit dem Grundgesetz in der Hand herumlaufen...


Der Grund des EZB-Handelns: Die schlechte Finanzierungs-Situation der PIIGS. Als die Euro-Länder im Mai 2010 in der Krise kalte Füße bekamen, beschlossen sie durch EZB-Aufkäufe zu intervenieren. Wie die u.a. Grafik zeigt, lange Zeit auf einem gleichbleibenden Niveau einer Gesamtsumme von etwas über 70 Milliarden Euro. 


Ab August 2011 ging die EZB dann in die Vollen: Rasch kletterte die Interventions-Gesamtsumme auf 110, 143, 160, 173, 183 und vorletzte Woche 194 Milliarden Euro. Letzte Woche wurde dann die Schallmmauer von 200 Milliarden durchbrochen. 


Was uns das in Deutschland angeht? Wenn alle PIIGS total abschmieren, dann haften wir mit immerhin 27% der Gesamtsumme, das sind satte 55 Milliarden Euro. Und das Ende der Fahnenstange scheint noch bei weitem nicht in Sicht.





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