Dienstag

Europa: Ground Zero


Angesichts der nicht zu stoppenden Pleitenserie der PIGS wird in der politischen Öffentlichkeit immer offener über das Ende des Euro und die Szenarien für einen Ausstieg aus dieser fehlkonstruierten Währung diskutiert.


 Die Regierungen in Paris und Berlin müssen nun einsehen, dass ihr Mantra "Euro auf ewig - koste er was er wolle" den steuerzahlenden und damit letztlich dafür einstehenden BürgerInnen nicht mehr zu vermitteln ist. German-Foreign-Policy.Com bringt es in seiner heutigen Analyse die Sachen auf den Punkt.

Da eine einheitliche EU-Wirtschaftspolitik angesichts des hohen Tempos, in dem die PIGS in ihre Pleiten rennen, nicht mehr helfen wird, wird nun - was bis vor kurzem noch das absolute Tabu war - ganz offen über die Rückkehr zu zu nationalen Währungen oder eine Aufteilung in einen starken Nord-Euro und einen schwachen Süd-Euro diskutiert. Auch der komplette Ausschluß der PIGS ist zum realen politischen Thema in Bruxelles geworden. 


Da das Thema in der Öffentlichkeit - zu Recht - gesellschaftspsychologisch immer höher besetzt wird, können die spin doctors in den europäischen Hauptstädten erfreulicherweise ihre appeasement-Politik auch nicht mehr weiter treiben. 

Flankiert wird das von den massiv negativen Prognosen namhafter WirtschaftsanalytikerInnen. So weisen sie z.B. darauf hin, dass auch das bisher immer noch als "Too big to fail" klassifizierte Spanien, finanziell weit maroder ist, als es uns die PolitikerInnen in Madrid und ihre Bundesgenossen in Bruxelles und Berlin glaubhaft machen wollen.

 Und für den nicht mehr auszuschliessenden Bankrott Spaniens wäre auch kein "Rettungs"paket mehr groß genug, abgesehen davon, dass das Verbrennen von über einer Billion Euro (das wäre die
aufgestockte Summe des EFSF nach den aberwitzigen Fantasien unseres nicht mehr durchblickenden Notenbankpräsidenten) sicher nicht mehr der deutschen Bevölkerung vermittelbar.

Der Hamburger Wirtschaftswissenschaftler Professor Dirk Meyer enthüllt dazu flankierend die Illusionen der griechischen Selbstsanierungsmaßnahmen. Eine Kürzung von jährlich
30 Milliarden im griechischen Etat ist völlig abwegig, ganz abgesehen von den Widerständen in der Öffentlichkeit. Ein Drittel der griechischen Sparmaßnahmen demaskiert Meyer glatt als "Luftbuchungen".

Inzwischen können die Regierungen in Athen und Dublin auch nicht mehr den massiven Protest der Bevölkerung gegen die Spardiktate, die Bruxelles als Folge des Mißmanagements ihrer Banken und PolitikerInnen ihren Staaten aufoktroyiert hat, ausser Acht lassen. 


Wenn die Euro-Fanatiker so weiter machen, muss politisch-bedenklich nach den Streiks als nächste Eskalation in der WählerInnen-Verdrossenheit auch mit dem Zulauf zu neuen populistischen europafeindlichen Parteien gerechnet werden - alles nur, weil die Pro Euro-Entscheidungsträger zu feige sind, ihren Irrtum einer uniformen Währung für einen völlig diskonforme Wirtschaftsraum einzugestehen.

Wenn also die PolitikerInnen nicht endlich den Euro als ihren fundamentalen Irrtum einsehen und massiv in ein wirklich stabiles europäischen Wirtschaftssystem mit befreienden Staatsinsolvenzen und harten Bankkontrollen umsteuern, werden die Menschen bald massenhaft nicht nur in Lissabon und Madrid auf die Straße gehen, sondern auch in Berlin und Paris. Dann nämlich, wenn sie endlich merken, wie massiv die uneffektiven Sanierungsmaßnahmen für die PIGS ihnen ans eigene Portemanai und Sparbuch geht.

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