Kein Argument ist zu billig, keine Rhetorik zu hohl, als dass sie nicht von den Apologeten des Euro benutzt würde, um dem massiven Vertrauensverlust, den diese Währung bei den Bevölkerungen erlitten hat, gegenzusteuern. Neuerdings wird sogar wieder Kriegsangst geschürt: Ohne den Euro könne es in Europa wieder Kriege gegeben, verlauten die pundits in Berlin und Warschau (wo die polnische business Elite aus gutem Grund doch eh immer weniger vom Euro wissen will...).
Ein wirklich fadenscheiniges Argument, dessen sich die PolitikerInnen nur bedienen können, weil sie auf die Schnelllebigkeit der Zeit vertrauen, die solche mangelnde historische Tiefenschärfe nicht entlarvt. Wirklich dauerhaften verlässlichen Frieden hat in Europa doch nicht der Euro gestiftet, sondern die KSZE in ihrem - erfolgreichen - strukturellen gegenseitigen Versprechen der Unverletzlichkeit der Grenzen und der Absage an militärische Gewalt. Das war 1975 also lange, lange vor Einführung des Euro. Schon über 35 Jahre hat dieses Friedenskonstrukt nun solide gehalten.
Und was hat demgegenüber der Euro zum Friedenserhalt in Europa beigetragen? Noch nicht einmal zehn Jahre, nachdem die Politiker den Euro fahrlässigerweise als Nur-Schönwetter-Währung eingeführt haben, ist Europa zerstrittener denn je, der internationale wirtschaftliche und soziale Frieden gefährdet, und immer mehr macht sich wegen Neo-Nationalismus breit. Wer da noch den Euro als unerlässlichen Friedensgaranten hochstilisiert, sollte wirklich erstmal einen crash course in neuerer europäischer Geschichte machen.
Und eben jenen PolitikerInnen, die nun den Euro als Friedens-Unterpfand beschwören, sei gesagt: Wenn es euch wirklich um stabilen Frieden in Europa geht, dann hört mit eurer Nibelungentreue zum Euro auf und macht Ernst mit Abrüstung und Entmilitarisierung. Verändert das Militärprofil eurer Ländern hin zu einer wirklich strukturellen Nichtangriffs-Fähigkeit ohne Luftwaffen und törichte Marine-Einheiten. Lasst eure Armeen zu einer territorialen Heimatschutztruppe schrumpfen und verbietet konsequent und umfassend jeglichen Rüstungsexport. Fangt dabei in Europa am besten gleich mit dem Noch-Euro-Land Griechenland an, dessen gigantische Hochrüstung und Über-Militarismus niemand verstehen kann (weil durch überhaupt nichts gerechtfertigt) und die keine unerheblichen Faktoren für die wirtschaftliche Schieflage dieses Landes darstellen.
Substantielle nachhaltige Abrüstung in Europa stabilisiert den Frieden mehr und nachhaltiger als fragwürdige EFSF-Hebelungen, und die freiwerdenden Milliarden solcher Entmilitarisierung wäre willkommenes, weil dringend notwendiges Kapital zur Sanierung der allseitigen europäischen Staatsdefizite. Wann trauen sich die so euro-besorgten PolitikerInnen endlich, diese heiligen Kühe in ihren Budgets = Bundeswehr, Grand Armée u.a. auf ein erträgliches Niveau abzurüsten?
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