Montag

"Was geht uns Afghanistan an"?

Statt nach der ständig steigenden Zahl deutscher Toten in Afghanistan über den überfälligen Abzug Deutschlands aus diesem Krieg nachzudenken, so wie es für die USA schon längst beschlossene Sache ist - Obama will doch wiedergewählt werden, da passen Bleisärge aus Kabul schlecht ins Wahlkampfbild - überbieten sich Kommentatoren - wie heute Sebastian Christ im Handelsblatt oder Michael Koch von der HAZ und Leute, die den deutschen Soldaten "Viel Glück" wünschen, wenn sie diese nach Afghanistan schicken (wie neulich ein BMZ (!)-Abteilungsleiter) mit den üblichen Durchhalteparaolen. 


Als ob es je einen Sieg in diesem militärischen Abenteuer gäbe, das wohlfeil als "Deutschlands Freiheits-Verteidigung am Hindukusch" getarnt wird. Wann werden solche Autoren einsehen, dass es niemals einen militärischen Sieg gegen den Terrorismus geben wird, sondern dass dieser nur an den Wurzeln überwunden werden kann, nämlich durch die globale nachhaltige Überwindung von Hunger und Armut (was nur ein Bruchteil dessen kosten würde, was wir jetzt im Krieg für Afghanistan jährlich verpulvern).  


Ausserdem blenden sie beharrlich die massiven demokratischen und zivilgesellschaftlichen Defizite von Afghanistan aus:



  • dass sich die Machtclique um Karsai - unter Abnicken der internationalen Staatengemeinschaft, inklusive Deutschland - nur durch massive Wahlfälschungen an der Macht halten kann
  • dass in der Regierung Karsais Leute sitzen, die zu den grössten Opiumprofiteuren der Welt gehören
  • dass die  Desertationsrate der afghanischen Polizei zu den höchsten in der Welt gehört (die Zahl der Polizei-Schüler, die möglichst bald wieder türmen, ist höher als die, die sich in den Rekrutierungsbüros melden....)
  • dass die Soldaten der afghanische Armee nur durch  permanenten Drogenkonsum überhaupt noch ihren Dienst aufrecht erhalten können

Lesen solche Kommentatoren eigentlich die internationale Presse wie New York Times, El Pais, Le Monde und anderen kritischen Zeitungen oder vertrauen Sie nur der offiziösen Propaganda?


Wie formlierte es die FTD-Kolumnistin Ines Zöttl so treffend:  "Was geht uns das Schicksal eines verkorksten Entwicklungslandes an?" Mit Blick auf das desaströse Mißmanagement dieses Landes durch die mafiösen Machteliten in Kabul kann die Antwort nur lauten: "Gar nichts". 


Und je schneller es Deutschland den USA nachmacht - sonst ist unsere Regierung doch auch so transatlantisch-devot - umso besser, bevor noch mehr junge deutsche Soldaten und unschuldige afghanische Zivilisten in diesem sinnlosen Krieg sterben müssen.

1 Kommentar: