Donnerstag

Der Angst der Griechen vorm Frisör

So titelt Niels Kadritzke in der heutigen FTD seine story von der griechischen Haircut-Kakophonie.


Für die Regierung in Athen wird es immer aussichtsloser, die ihr von EU und IMF diktierten Sparziele zu erreichen. Vor zwei Wochen musste die Regierung bereits den finanziellen Offenbarungseid leisten: dass das Haushaltsdefizit 2010
nicht wie geplant auf 9,5 Prozent des BIPs, sondern
nur auf 10,5 Prozent gesunken ist. Dieser Trend hat
sich im neuen Jahr fortgesetzt. Im Haushalt 2011
klafft schon nach dem ersten Quartal eine Einnahmenlücke
von 1 Mrd. Euro. 


Hauptgrund: Rückstand bei den Steuereinnahmen. Immer noch führt die griechische Mentalität den Kampf gegen Steuersünder nur halbherzig. Und immer noch ist kein Schnellverfahren zum Eintreiben von Steuerschulden installiert. 


Die Aussage des Hellas-Finanzministers, man werde Anfang 2012 wieder Bonds auf den internationalen Markt bringen, halten Experten deshalb nur für hohles Gerede. Trotzdem kämpft sie weiterhin ihren aussichtlosen Kampf gegen eine Umschuldung


Ein Haircut, seien es nun 40 oder 70 Prozent, wie er derzeit diskutiert wird, wird ein Frontalangriff gegen die schwachen griechischen Banken sein. Sie halten Hellas-Anleihen in Höhe von rund 65 Mrd. Euro. So brachen denn auch die Bankenkurse an der Athener Börse am Montag um sechs
Prozent ein, als die Umschuldungsgerüchte immer lauter wurden. 


Noch massiver werden die Sozialkassen in die Pedrouille kommen, die auf Bonds im Umfang von rund 25 Mrd. Euro sitzen. Deren Wert wird sich bei einem Haircut blitzschnell um die Hälfte reduzieren, was nur durch zusätzliche Steuermittel oder massive Rentensenkungen auszugleichen ist.


Dazu noch der internationale Vertrauensverlust: Für lange Zeit werden die Anleger dem griechischen Bankensystem
und Staat misstrauen. Viele aber denken inzwischen schon weiter und sehen eine Umschuldung nur als Auftakt, Griechenland ganz aus der Euro-Zone rauszuwerfen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen