Gerade mal läppische 15 Prozent der deutschen Verwaltungen erfassen ihre Einkaufsdaten nach Kosten und Mengen. Und mit den klammen Kassen der Kommunen kann es offenbar auch nicht weit her sein, leistet sich doch die öffentliche Hand, für die gleichen Dienste bis zu 15 Prozent mehr als die Privatwirtschaft zu zahlen.
Grundlage dieser haaresträubenden Ergebnisse ist eine Untersuchung des Beratungsunternehmen Booz & Company.
Würden Kommunen und öffentliche Betriebe kostenanalytische Methoden einsetzen, wie sie bei Privat-Unternehmen gang und gebe sind, könnten sie ihre Beschaffungskosten deutlich senken, nämlich um bis zu 20 Milliarden Euro pro Jahr.
„Die Verwaltungen wissen häufig nicht, wie effizient sie einkaufen – geschweige denn, wie grün oder ethisch" prangert Ulrich Bergmoser, Geschäftsleitungsmitglied bei Booz die vorsintflutlichen Verhältnisse an. Vielen Behörden sind ihre Defizite noch nicht mal bewußt, weil sie ihr Beschaffungswesen erst gar nicht stringent analysieren, so dass nur wenig interner Reformdruck entsteht. Zum Beispiel fehlen fast überall Marktvergleiche bei Entscheidungen über Angebote, weil in den Richtlinien der Bürokratie halt nicht vorgesehen.
(Referenz: Artikel von Friedericke von Tiesenhausen in der FTD vom 10.2.11)
Die FTD, das ökonomische Ultrakurzzeitdenken in Printform, zeigt die Weltmarktführung Deutschlands in Sachen Oberflächlichkeit.
AntwortenLöschenFa. Booz - pardon, Herr Bergmoser, der kommende Roland Berger, übt schon mal Bergpredigten (in eigener Sache): kommt alle, die ihr optimiert werden wollt, ich entlaste Euch (besonders Euer Konto). Richtig ist, dass Beschaffungskosten oft ein Schattendasein führen und erst in den 90-ern von Firmen stärker optimiert wurden.
In der Verwaltung ist Beschaffung differenziert zu sehen:
Bauvergaben sind oft Einzefallentscheidungen, die qualitäts- sprich mittelstandsorientiert laufen, wenn Einzelgewerke ausgeschrieben werden. Das Primat der Politik dafür und gegen Generalübernehmeraufträge, die "schlanken" PPS, war in den letzten Jahren eher leise formuliert worden.
Beschaffungen bis hin zur Software für Bündelung ist in der Verwaltung genauso schwierig wie in der Industrie, weil Lebenszykluskosten erst mit der 2. Version und den Umstell- und Pflegekosten aufkommen.
Bleiben die "Everybody´s Awareness-Bereiche": Büromaterial, Fahrzeuge, Telefon, Drucker - jeder kennt das aus dem persönlichen Bereich. Hier wären Einkaufskooperationen wirklich sinnvoll. Neben dem Kartellamt (nicht gerade erwiesenermaßen ein Bollwerk) steht dem der Kirchturm im Wege. Es gibt aber erste Lösungen, z.B. die Einkaufskooperation kommunaler Krankenhäuser beim Städtetag.
Das sollte man stärken - aber bitte mit Positivbotschaften und nicht im lehrhaften Skandalton der Berater, die sich bei Ihren Produkten auch nicht immer mit Ruhm bekleckern.
Etwas mehr Stil Herr Bergmoser -differenziertes Denken hat noch keinem geschadet.
Thomas Schwarz, Nienburg