Freitag

Copygate - Deutschland jagt den Schummel-Baron

Die Vorwürfe gegen Deutschlands prominentesten Abschreiber werden immer massiver. Nun gerät der CSU-Strahlemann auch bei seinen eigenen Partei-Buddies in immer grössere Bedrängnis. Anders als bei Kundus und Gorch Fock kann der Baron diesmal niemand mehr entlassen, sondern muss nun selber fürchten, seinen angemassten Doktor-Titel aberkannt zu bekommen und dann aus Merkels Kabinett zu verschwinden. 



Bis gestern abend fanden sich schon mehr als 30 Stellen in seiner sog. "Doktor"arbeit, die wortgleich in anderen Texten stehen. Denn immer mehr neue abgekupferte Stellen in Guttenbergs Skript zu finden, ist zum Hobby von Millionen BloggerInnen und TwittererInnen in Deutschland geworden und stündlich werden sie fündig. So bediente sich Guttenberg z.B. auch bei seinem Parteifreund, dem Staatsrechtler und Ex-Verteidigungsminister Rupert Scholz (CDU). Der dürfte darüber nicht sehr erfreut sein. 


Wie nervös der Militärminister schon ist zeigt die überraschende kurzfristige Absage seines nächsten in Sachsen-Anhalt geplanten Wahlkampfauftritts ab. BMVg: Der Minister ist in Berlin unabkömmlich. Das kann man sich gut vorstellen


„Wir nehmen die Vorwürfe sehr ernst“, sagte unterdessen der Präsident der Bayreuter Uni. Es kann also gut sein, dass dem Schummel-Baron der Doktortitel aberkannt wird, weil er ihn nicht rechtmässig erworben hat. Und danach ist auch mit dem politisch freien Fall von Deutschlands politischem Superstar zu rechnen. Gut so.


Mittlerweile ist auch die Strategie der Opposition offenkundig: Sie schweigt genüsslich, wie die Dinge sich immer mehr zum Supergau des Ministers entwickeln. Denn die bedenkenlosen Abschmierereien vom sog. "Dr." (?) Guttenberg sind so eklatant, und dadurch seine politische Zukunft so unterminiert, dass SPD und Grüne gar nicht mehr Öl ins Feuer gießen müssen. 


Aber auch die Unionsfraktion hat ein echtes Krisenmanagement-Problem. Niemand kann Guttenberg bei seinem Copygate helfen - etwa durch Entlassungen oder Beschimpfungen Anderer. Man kann also schon drauf wetten, dass in Berlin bereits eine Liste mit Nachfolge-Kandidaten für den strudelnden Guttenberg kursieren. Denn in 6 Wochen sind Wahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz und das Wenigste was die Schwarzen da brauchen können ist ein Plagiator und Ex-Doktor in ihren eigenen Reihen. 


Inzwischen schwappt in Deutschland überall der online-Spott hoch. So wie KommentatorInnen hier im Unbequemen Blog fragen sich immer Menschen im Internet, ob sich angesichts der vielen und ausführlich kopierten Textbausteine überhaupt noch von einer eigenständigen Doktor-Arbeit sprechen lässt. Die Beweislast ist geradezu erdrückend, da offenbar systematisch kopiert

worden ist. Und wenn erwartbar jeden Tag neue
kopierte Stellen entdeckt werden, kann das auch der forsche Guttenberg nicht lange durchhalten. 


Da hilft nur eines:

  • Doktortitel abgeben
  • Als Minister zurücktreten
  • Auf Schloss Guttenberg die Memoiren schreiben



Darauf wartet Deutschland. Wahrscheinlich gar nicht mehr lange.


(Referenz: FTD 18.2.11)

1 Kommentar:

  1. Die Uni ist doch Schuld, wenn sie es durchgehen lässt. Er hat sich wahrscheinlich schon viel Arbeit gemacht und vielleicht zum Schluss die Nerven verloren. Hätte die Uni gebremst, hätten wir jetzt keine Themen. Gibt es nichts Wichtigeres?
    Bin selber Dok. Habe im letzten Semester einen Studenten (Chinese) durchfallen lassen, weil er eine ganze Seite kopiert hatten. Stilbrüche in einer Arbeit fallen eigentlich immer auf, wenn man sie ließt :-)

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