Freitag

Wikileaks - Das Imperium schlägt zurück, aber es trifft nicht

Bisher hat sich der der Unbequme Blogger wenig um die Wikileaks-Hype gekümmert. Es lief doch alles nach dem altbekannten Drehbuch, wenn PolitikerInnen erstaunt bis erschreckt feststellen, dass sie beobachtet werden. "Demo"-"Kratie". "Wir sind das Volk". Grundgesetz - warum geraten unsere PolitikerInnen immer so schnell aus der Fassung, wenn all diese Formeln nicht mehr nur wohlfeile Placebos für Feiertagsreden sind, sondern - oh Schreck - von BürgerInnen, Whistleblowern, Bloggern auf einmal ernst genommen werden. 





Also auch jetzt bei Wikileaks das übliche Szenario: Aufregung, Entrüstung, Drohung. So ein Aufstand, nur weil die Wikileaks-Dokumente die Wahrheit zeigen: Dass auch Clinton nur mit Wasser kocht und dass Merkel Defizite hat. Oder dass das Bonmot im AA Realitätsgehalt hat: "Westerwelle? Ne, der hat nix gegen Außenpolitik - der interessiert sich nur nicht dafür." 


Was der Unbequeme Blogger allerdings schon verstehen kann, ist die Beschämung, bloßgestellt zu werden. Wie in Andersens Märchen "Des Kaisers neue Kleider". So wie dort das einzige durchblickende kleine Mädchen auf den Kaiser deutet und zum Entsetzen aller Hofschranzen und des gesamten Volkes schlicht feststellt: Der Kaiser ist doch nackt!, so deutet nun Wikileaks auf die Mächtigen dieser Welt und sagt schlicht: Das sind auch nur Menschen wie du und ich, die machen Fehler, sogar Torheiten, die machen auch mal Mist. Die nehmen´s mit den Paragraphen nicht immer so genau - exakt so wie manche BürgerIn auch nicht immer penibel bei der der Steuererklärung oder beim Tempolimit ist. Alles also zutiefst menschlich. Unsere PolitikerInnen = Menschen wie du und ich, zum Anfassen, keine Berliner Halbgötter mehr. 


Und - man erinnert sich an die legendäre Ausrede vom CSU-Innenminister-Höcherl angesichts seiner illegalen Staatsattacke gegen den SPIEGEL - die BürgerInnen merken: Unsere Politiker laufen leider nicht immer mit der US-Constitution und dem Grundgesetz unterm Arm herum. 


Was sie allerdings ruhig tun sollten, statt jetzt mit wüsten Beschimpfungen und Drohungen die Wikileaks-AufklärerInnen zu attackieren. Sonst muss man ja fast denken: die USA und Deutschland sind auch nicht viel besser als China oder Myanmar, die doch immer so heftig wegen ihrer mangelnden Toleranz, ihrer Demokratiefeindlichkeit und Meinungsrepression von uns kritisiert werden. 


Aber schauen wir uns doch mal die Wikileaks-Daten genauer an. JedeR, die/der einigermaßen helle im online-Kopf ist, bekommt übers Web Zugang zu sämtlichen Wikileaks-Dokumenten in rascher Zeit. Es gibt hunderte von Servern - täglich werden es mehr - wo man sich die Wikileaks-Dokumente bequem runterladen kann. Und sicher existieren schon Milliarden von PCs in aller Welt, ohne dass man sie entdecken, verbieten oder gar sperren könnte, wo alle Wikileaks-Dokumente fein säuberlich auf der Festplatte verschlüsselt verpackt sind, ready to publish. 


Und so eine online-kratie wollen die USA  verbieten? Das wirkt wirklich wie ein Denken im 19. Jahrhundert, als die Polizei noch in die Redaktionen stürmte konnte, um die Informations- und Meinungsfreiheit zu torpedieren, indem sie die Druckfahnen und Archive zu beschlagnahmt hat. Nope in the online age, Mrs. Clinton. Auch wenn sie gerne Amazon und Mastercard vor ihren Angriffskarren gegen Wikileaks spannt. Der Internet-Geist ist aus der Flasche und keiner kann ihn glücklicherweise mehr einfangen.

Für die nun 13.000+ LeserInnen des Unbequemen Blogs: Ich werd demnächst mal hier in Zusammenarbeit mit italienischen und amerikanischen whistleblowers im Unbequemen Blog ne story servieren, wie man ganz öffentlich, ganz legal, flankiert mit schon publizierten Wikileaks-Dokumenten solchen Leuten etwas Beine machen kann, die meinen, sie könnten ungestraft an Gesetz, Menschenrechten und Verfassungen vorbei operieren. Also einfach nur die Bürgerpflicht zu Aufklärung und Machtkontrolle ernst nehmen. Etwas Zeit brauch ich noch dafür, also Geduld. 


Und zu den KritikerInnen des Unbequemen Blogs sag ich schon mal vorsorglich: Ärgert euch nicht zu sehr, wenn ihr das lest: Es steht doch alles auch parallel in den Blogs meiner freundlichen Blogger-KollegInnen in Italia, USA und downunder in Kiwiland. 


So oder so - stay tuned.


Und sperrt man uns ein im finsteren Kerker,
Das alles sind ja nur vergebliche Werke.
Denn Wikileaks´ Datenbanken 
zerbrechen die Schranken
Und Mauern entzwei:
Die Gedanken 
sind frei. 

1 Kommentar:

  1. Passt vielleicht hier her:

    Die Revolution frisst ihre Kinder, wie immer ..

    meine Überlegungen zu Wiki und die Intentionen, mit denen "uns" das Internet mit großen Investitionen ins Haus geleitet wurde ...

    auf meinem Blog http://sprechstunde.meinblog.at Eintrag: 3.12.2010

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