Die Welt in Zahlen 2011. brand eins / statista.com - Hamburg 2010. 288 Seiten. 22 Euro
Die Absicht ist lobenswert: Dem Platzhirsch der gesellschaftlichen Statistikaufbereitung eine Alternative entgegenzusetzen. Die Umsetzung allerdings enttäuscht. Die Herausgeber möchten aus der drögen schwerfälligen Zahlenpräsentation ausbrechen. Sie bedienen sich dazu flotter, zum Teil witziger Überschriften. Treue LeserInnen werden sie dadurch allerdings kaum bekommen. Die Überschriften, die teilweise auch schon eine Interpretation der Statistik suggerieren, sind bisweilen gerade zu irreführend. Wer die Überschrift "Auf der Flucht" liest, erwartet mit Fug und Recht einen Überblick über die internationale Flüchtlingssituation. Stattdessen werden ihr/ihm die Länderanteile präsentiert, wo Asylanträge gestellt werden.
Leider muß man sagen, dass "Die Welt in Zahlen" immer dann seriös wird und Statistiken auch optisch interessant aufbereitet, wenn die Herausgeber ihre witzig gemeinte Attitüde beiseite lassen. So ist z.B. die Seite "Wo leben die meisten Menschen" gut und klar aufgemacht. Ähnlich auch die Information über das deutsche Gastronomiegewerbe und die deutsche consulting-Branche. Und die Informationen über den Fairen Handel auf S. 66-67 sind ausgesprochen informativ (und wurden deshalb hier im Unbequemen Blog bereits gesondert gewürdigt). Aber sonst irrt der Leser an reißerischen oder lustig aufgemachten Überschriften entlang, die ihn keineswegs zu den Daten hinleiten sondern laufend erst mal raten lassen, um was unter dieser Überschrift eigentlich geht. Das erhöht die Lesemotivation nicht gerade.
Und schließlich wird das Buch durch ein miserables Drucklayout zu einem echten Gebrauchsärgernis. Die Seitenzahlen und die "seriösen" Überschriften unter den "Anmacher-Titeln" sind in solch kleiner Fontgrösse und in so schwachem Druck-Kontrast, dass es nicht nur für jemand aus der 60+ Generation eine Strafe ist, hier seine Augen anzustrengen. Auch auf ein Register wurde kein Wert gelegt, das man doch völlig problemlos computergeneriert hätte erstellen können.
Also: Gerne wünscht sich der Blogger eine flotte kritische Alternative zum Fischer-Almanach. Aber in der vorliegenden Fassung ist es die "Die Welt in Zahlen" ist bedauerlicherweise nicht. Der Verlag sollte die Publikation nochmal überarbeiteten: Mit gut lesbarem Layout und seriösen, die Leser zur weiteren Lektüre der Statistiken einladenden Überschriften könnte das Buch seinem kritischen Anspruch doch noch gerecht werden.
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