Rezension von:
Klaas Kunst "Afrika - Kontinente der Kriege, Krisen und Konflikte". Tectum Verlag, 2007. 272 Seiten. 24,90 Euro
Wieder einmal beschäftigt sich eine Publikation mit dem Kontinent, der oft als der "vergessene" bezeichnet wird. Sie veröffentlicht die studentischen Arbeiten eines Grundstudiums-Seminars gleichen Namens an der Universität Marburg. Der Sammelband gibt einen guten Überblick über die vielfältigen Probleme des Kontinent südlich von Europa, wobei das Niveau der einzelnen Beiträge unterschiedlich ist. Friederike Stock gibt eine vorzügliche Einführung in die Wasserproblematik am Nil, ohne diese allerdings leider in den generellen Kontext des Wasserkonfliktes in Afrika hineinzustellen. Anderseits gerät ein solch wichtiges Thema wie die Rohstoffausbeutung in Afrika bei Janne Wulf mit gerade mal mageren sieben Seiten wirklich zu kurz, und gerade bei diesem Thema hätte man sich instruktive Diagramme und Schaubilder gewünscht.
Man kann diesen Sammelband gut als Mini-Lexikon für einzelne Länder Afrikas benutzen auch unter thematischen Gesichtspunkten. Dass Afrika allerdings "mehr zu bieten" hätte, nämlich Lösungen, wie Herausgeber und Verlag behaupten, bleibt doch ziemlich unterbelichtet. Vielleicht haben sich Verlag und Herausgeber auch deshalb nicht getraut, dieses Wort mit in den Buchtitel aufzunehmen.
Von einem Grundstudium-Seminar kann man natürlich nicht eine vollgültige politologische Enzyklopädie erwarten. Enttäuschend ist aber doch, dass zwar so ein Spezialthema wie Gynaegamie Aufnahme in das Buch gefunden hat, dass die Publikation (und das heisst ja offenbar auch: das zugrunde liegende Uni-Seminar) aber auch gravierende thematische Leerstellen aufweist. So werden z.B. folgende wichtige Themen gar nicht erwähnt:
- Die deutsche Afrikapolitik
- Der Waffenhandel Afrikas und die schlimme Rolle Deutschlands dabei
- Die Bedeutung der MNC für Afrika (Botswana wäre ein gute Fallstudie gewesen)
- Die politische Bedeutung von Mobilfunk und Internet in Afrika
- Ein Entwicklungsvergleich, warum Afrika und Asien - beide mit gleichen historischen Startbedingungen - einen so unterschiedlichen Entwicklungsverlauf genommen haben
Ganz besonders enttäuschend, dass ausser einzelnen Umweltaspekten die kontinentübergreifenden politischen Aspekte der Ökosphäre Afrikas überhaupt nicht zur Sprache kommen inklusive der sich abzeichnenden Konflikte über die internationale Ausbeutung der Solarenergie dort. Da hätte der Seminarleiter doch etwas pointiertere Vorgaben machen sollen.
Dem Verlag ist der, speziell für den immer größer werdenden Bevölkerungsanteil von Personen über 60 unaktzeptable winzige Druckfont anzukreiden und dass es keine kapitelbezogenen Überschriften gibt, die doch im EDV-Zeitalter mühelos automatisch hätten generiert werden können. So irrt die/der LeserIn etwas orientierungslos durch das Buch.
Trotz dieser Vorbehalte ist es erfreulich, dass mit einem solchen Buch Studierende die Aufarbeitung ihres Themas einer grösseren Öffentlichkeit vorstellen können.
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