Dienstag

Unbequemer Blog-Meilenstein verschlafen: Jetzt 15.000 Seitenaufrufe

Vor lauter Unbequemen Bloggen über Eurokrise, Bundeswehr-Abspecken, PIIGS-Bankrott, Gorch Fock-Skandal, spannenden Rezensionen und sonstigem kritischem Focus hat der Unbequemer Blogger tatsächlich den genauen zeitlichen Meilenstein von 15.000 Seitenaufrufen in der letzten Woche verpasst. 


Also hiermit nachgeholt: Allen LeserInnen herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit, für gute Kommentare und Hinweise auf neuen Unbequemen Blogstoff. 


Weiter so.

Portugal, Irland, Deutschland - ein Momentaufnahme der sog. Europäischen "Union"



So viel auch über die Zukunft des EFSF hin- und her geschwafelt wird - Fortschritt ist dabei nicht zu erkennen.

In Portugal liegen derweils wie üblich die Regierung (optimistisch) mit den Finanzmärkten (pessimistisch) weiterhin über Kreuz. Die Analysten erwarten den Offenbarungseid Lissabons spätestens bis Juni diesen Jahres: dann wird Socrates endgültig nicht umhin kommen, den EFSF anzuzapfen.

Mario Draghi startet voll Energie ins Rennen um den EZB-Direktorenposten und schmeichelt sich schon mal mit einem Interview in der FAZ bei Deutschland ein, indem er positiv auf alle Wünsche von Merkel eingeht.

Für aussenstehende NormalbürgerInnen wie z.B. den Unbequemen Blogger ist es immer wieder unfassbar, mit welchen Geldsummen in der internationalen Finanzwelt jongliert wird bzw. wie die Zahlen manchmal von Tag zu Tag schwanken. Blickt noch jemand durch, wieviel Stütze Irland wirklich braucht, um nicht ganz bankrott zu gehen? Bitte vortreten! Oder den Wall Street Journal Real Time Brussels blog lesen, der verdientermassen den Geldhunger Dublins statistisch dokumentiert und siehe da: es fehlen immer noch 50 Milliarden Euro:

€ billions
Dec. 2010 + 2011
2012
2013
Total
Public-sector financing needs
40.2
29.5
29.2
98.9
+Bank recapitalization needs
25
5
5
35
=Total financing needs
65.2
34.5
34.2
133.9
-EU/IMF bailout money
42.9
19.7
5
67.5
-Use of Ireland’s own cash
12.5
2.5
2.5
17.5
=What’s left and needs to be raised
9.8
12.3
26.8
48.9

Und Europa spricht schon wieder vom Deutschen Wirtschaftsimperialismus. Kostprobe? In einem Editorial des Irish Independent on Sunday wird kolportiert, dass ein griechischer Abweichler in einem EU-Ministertreffen von seinem deutschen Kollegen zum Schweigen verdonnert wurde. Offenbar fand es der Deutsche schlicht unverschämt, dass sein griechischer Kollege es überhaupt wagen konnte, sich in der Debatte zu melden, gar eine eigene (und dann noch von der deutschen abweichende) Meinung zu haben. Das ist die neue "EU-Partnerschaft". Das Editorial stachelt abschliessend die kleinen Staaten der EU auf, zusammen zu stehen und sich gegen die “Imperialen Ambitionen von Frau Merkel and ihre verschlagenen französischen KollaborateurInnen" zu Wehr zu setzen.”

Ansonsten spricht die Entwicklung der spreads bei den PIIGS ihre allseits beredete Sprache:


10-year sovereign spreads (against 10 year German bunds)

Previous Day Close
Yesterday’s Close
This morning
France
0.372
0.382
0.381
Italy
1.496
1.580
1.562
Spain
1.954
2.027
2.055
Portugal
4.055
4.181
4.203
Greece
8.280
8.327
8.40
Ireland
5.805
5.854
6.020
Belgium
0.890
0.917
0.934
Bund Yields
3.313
3.295
3.288
Source: Reuters

(Referenz: Eurointelligence News Briefing 15.2.11)

Der Galgenhumor der Hamburger CDU

FTD 15.2.11

Die USA sind nicht Griechenland, aber...

wenn sie sich weiter so verschulden wie bisher, können sie es durchaus über kurz oder lang werden. Das US-Haushaltsdefizit wird in diesem Jahr bei über 1500 Milliarden US Dollar liegen. Statt nun ein ehrgeiziges Sparprogramm aufzulegen, pusselt Obama an Trivialitäten (wie zB der Heizkostenhilfe für Bedürftige) herum. 



Schon jetzt steht aber fest, dass die nur 1100 Mrd. Dollar, die Obama in den kommenden zehn Jahren einsparen will, nicht ausreichen, um das US-Defizit in den Griff zu bekommen. Zum Beispiel müsste Obama die Militärausgaben drastisch kürzen. Aber das ist natürlich unpopulär. 


Wenn der Zauderer Obama aber noch länger zaudert, wird die Situation noch viel schlimmer. Noch spielen die Finanzmärkte mit und kaufen amerikanische Staatsanleihen. Aber wenn sie Obama und der US-Bonität mal nicht mehr trauen? Dann kommt auch für die USA der Griechenland-Effekt = dann werden noch viel drastischere Ausgabenkürzungen nötig sein, um die Investoren bei der Stange zu halten.

Wer sich´s leisten kann - Schuldenmonster USA

Mein unvergessener akademischer Lehrer Karl W. Deutsch (Harvard) definierte Macht als:





"Sich leisten können, 
nicht lernen zu müssen"

Diese Graphik seines Landes gibt ihm recht:




FTD 15.2.11

Walter Luber zum 100. Geburtstag

heute wäre mein Vater 100 Jahre alt geworden. Jetzt wo ich wieder viel Schach spiele, bin ich ihm besonders verbunden. Er war - für ein Amateur - ein brillanter Spieler mit toller Schachphantasie, Scharfsinn für positionelle Feinheiten, Opferinstinkt. Und ein durch und durch Tarrasch-Schüler: "Der Geist muss über die Materie siegen". Oder: "Bei ausgeglichener Position, spiele man ruhig (!) weiter". Und: "So was muss man eben SEHEN".

Aber ich bin meinem Vater auch sehr verbunden in seiner unbeugsamen Art gegen die Übermut der Ämter, gegen Ungerechtigkeit an den kleinen Leuten, in seinem Engagement für die, die der Bürokratie oder (z.B.) frechen Vermietern hilflos ausgesetzt waren. 

Über den Unbequemen Blog würde er sich bestimmt freuen. 

Und wenn ich nochmal studieren könnte, würde ich wie er Jura studieren. Er hätte seine Freude daran, wenn er meine - jetzt in seinem Geburtstagsmonat (!) bei Amazon gekauften - dicken Kommentare zum StGB und zur StPO in meinem Regal sehen könnte.