Donnerstag

Stress-Test Spanien

IHT von heute wagt sich ans Denken des - bislang noch - Undenkbaren: der finanzielle Kollaps von Spanien. Leider rückt dieser Alptraum immer näher und ist nicht mehr schwarze Phantasie sondern eine beängstigende Möglichkeit. Spaniens Wirtschaft ist doppelt so groß wie die Wirtschaft von Griechenland, Irland und Portugal zusammen. Wenn Spanien pleite geht, wird die Eurozone wirklich ernsthaft getestet. Schlimm ist vor allem die Verflochtenheit Portugals (von dem mehr und mehr FinanzanalytikerInnen annehmen, dass es bald auch nur noch mit dem EFSF überleben kann) mit den spanischen Banken, die Portugal 78 Milliarden DollarNoch redet sich die spanische Finanzministerin mit den üblichen Rederitualen raus: "Wir widerstehen den Märkten". Mal sehen. Zunächst haben die Investoren die Spreads zwischen Spanien und Deutschland auf das Rekordhoch von 2,49 Punkte gepusht, die höchste Differenz seit der Einführung des Euro. Oder vertraut Elena Salgado dem Mantra "Spain is too big too fail". Mit der Illusion sind schon große Geldinstitute untergangen. Im nächsten Jahr muß Spanien ein Fünftel seiner Staatsschulden refinanzieren. Schon sind die Schuldenfinanzierungskosten für Spanien um fast 20% gestiegen. 

Ist der Bundesbank-Chef verrückt geworden?




Ja, wenn man es drauf anlegt, kann man mit solch dummen Äußerungen wirklich die Märkte verängstigen. Tönt doch Axel Weber abend vorlaut, dass es vorstellbar sein, den EFSF aufzustocken! Also glaubt er selber nicht an die wohlfeilen statements der PolitikerInnen im Mai, als der Pleitehilfsfonds aufgelegt wurde, dieser sei mit 750 Milliarden Euro völlig ausreichend. 


Kein Wunder dass die Anleger immer mehr glauben, dass der Fortbestand der Eurozone vielleicht doch nur ein Bluff sei, der der harten finanziellen Wirklichkeit nicht standhalten wird. Und sofort flüchteten sie aus den Anleihen der PIIGS. Aber nicht nur das: Zum ersten Mal kam es bei den bislang als vollkommen sicher geglaubten deutschen Bundeanleihen zu Kursverlusten. Wieder ein neues Menetekel an der Euro-Wand?

Der Euro hat ein Problem? "Nie und nimmer" tönt es "von oben"



Die Euro-Pleite geht unaufhaltsam weiter. Die Märkte reagieren negativ aufs neue Irische Budget, weil die Investoren fürchten, dass Irlands finanzpolitische Reaktion auf die Krise das Land noch schneller in den Bankrott führen wird.

"Eurointelligence" schlägt mit realistischem Humor vor, die Schwere der Eurokrise an der Zahl der PolitikerInnen-Reden zu messen, die abwiegeln, alles sei paletti mit dem Euro. 


Kostprobe, was unser political top players in diesen Tage sagen?

"Es gibt überhaupt keine Krise"
"Der ESFS ist unser Garant zum Überleben der Krise"
"Die Eurozonen-Mitglieder haben eine Krise, aber nicht der Euro"
"Das Allerwichtigste ist ein neuer Stabilitätspakt"



Merkel und ihre Berater haben immer noch nicht den Mechanismus der Euro-Krise verstanden. Ihr bail-in Plan treibt schon jetzt die Anleihen-Preise unaufhaltsam in die Höhe, was die Zahlungsunfähigkeit nicht nur von Irland sondern auch die weiterer Euro-Länder immer wahrscheinlicher macht. 


(Blogpost basierend auf Eurointelligence News Briefing von heute)