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Mathiopoulos: Noch uneinsichtiger als Guttenberg

Plagiatsfall Margarita Mathiopoulos: Wieder ein böses Ende für eine Dissertation? - Forschung und Lehre - FAZ


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Gauck bleibt sich treu: Auch beim Militär





Auf die Rede von Gauck bei der Bundeswehr-Führungsakademie
(http://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Joachim-Gauck/Reden/2012/06/120612-Bundeswehr.html)
gab es folgende Reaktion vom Versöhnungsbund:


Pressemitteilung des 
Internationalen Versöhnungsbundes - Deutscher Zweig
Schwarzer Weg 8
32423 

Offener Brief des Internationalen Versöhnungsbundes - Deutscher Zweig
an Herrn Bundespräsident Joachim Gauck


Minden, den 26. Juni 2012

Sehr geehrter Herr Bundespräsident Gauck,

mit Entsetzen und Empörung haben wir Ihre Rede bei der
Führungsakademie der Bundeswehr am 12.6.2012 vernommen. 
Insbesondere sehen wir Ihre Rede sehr kritisch als eine Rechtfertigung und
Verharmlosung von Kriegseinsätzen an. Wir wollen und können uns nicht
damit abfinden, dass noch mehr (deutsche) SoldatInnen getötet werden
und auch andere Menschen töten, was Sie im übrigen nicht erwähnen.

Eine Gesellschaft in diesem Kontext als "glückssüchtig" zu bezeichnen,
finden wir sehr zynisch, da es nicht einfach um "Hedonismus" geht, von
dem Sie an anderer Stelle sprechen, sondern um die Würde und das Recht
auf Leben und Unversehrtheit, die jeder Mensch - egal ob als SoldatIn
oder ZivilistIn - besitzt. Über dieses Recht setzen Sie sich mit Ihrer
Rede hinweg, das ebenso für alle Menschen gilt wie z. B. für die
Menschen, die im September 2009 im afghanischen Kundus bei der vom
deutschen Oberst Georg Klein befohlenen Bombardierung getötet wurden.

Nach den neuen „Verteidigungspolitischen Richtlinien“ des
Verteidigungsministers de Maizière gehört die Rohstoffabsicherung zu
den „nationalen Interessen“ (Quelle s. u.). Es geht also nicht um die
von Ihnen beschworene Freiheit, oder bedeutet Freiheit nach Ihrem
Verständnis, dass die Bundesrepublik wie andere Industriestaaten die
Freiheit hat, die Zweidrittel-Welt auszuplündern? Die Bundeswehr
praktiziert die staatlich-institutionalisierte Aufhebung des in
unserer Gesellschaft verankerten Tötungstabus. SoldatInnen erlernen
dort die Anwendung tötender Gewalt. 

Bereits das Erlernen, wieviel mehr die Androhung und erst recht die
Anwendung tötender Gewalt stehen im direkten Widerspruch zur
Gewaltfreiheit. Unseres Erachtens ist Gewaltfreiheit eine
unverzichtbare Voraussetzung, wenn nicht der Ermöglichungsgrund für
jede Art menschlicher Kommunikation. Ohne Gewaltfreiheit ist die
Achtung vor der Würde des Menschen nicht möglich. In diesem Sinne
können wir es nicht verstehen, wenn Sie die "Ohne uns"-Haltung gegen
eine neue Erstarkung des Militarismus in Deutschland kritisieren. Sie
selbst bezeichnen (militärische) Gewalt als ein Übel, rechtfertigen
sie aber als ein - manchmal notwendiges - Mittel, um andere Gewalt zu
überwinden. 

Uns geht es auch nicht nur um "Ohne uns": Sie ignorieren, dass es
viele zivile, gewaltfreie Alternativen der Konflitkbearbeitung gibt,
von denen einige als Ziviler Friedensdienst auch von der
Bundesregierung finanziert werden. Dabei sind auch die zivilen
Interventionen in Konflikte nach dem "Do no harm"-Ansatz von Mary B.
Anderson mit der notwendigen Konfliktsensibilität durchzuführen, die
wir bei militärischen Interventionen vermissen. Wenn nun Waffengewalt
und Kriege Frieden schaffen würden, sozusagen als Ihre Lehre aus der
Geschichte, dann müsste ja nach all dem Töten, den Zerstörungen und
den Grausamkeiten, nach all den zivilen und militärischen Toten der
letzten Jahrhunderte, der Weltfrieden schon längst ausgebrochen sein.
Das ist er aber nicht.

Auch unser Lehrer und Bruder, der Wanderprediger aus Nazareth, in
dessen Nachfolge Sie als Pfarrer stehen, war an dieser Stelle schon
anderer Meinung als Sie. 

Der Internationale Versöhnungsbund setzt sich seit 1914 für eine
Kultur der Gewaltfreiheit ein und ist weltweit in über 40 Ländern
vertreten. Seine Mitglieder haben in zahlreichen Projekten Erfahrungen
damit gesammelt, Gewalt gewaltfrei zu überwinden. Bekannt geworden
sind vor allem die Friedensnobelpreisträger Martin Luther King,
Mairead Corrigan-Maguire und Adolfo Maria Pérez Esquivel. In der
Hoffnung auf einen in dieser Hinsicht alsbald wirksamen Politikwechsel
– für Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung –

verbleiben wir mit freundlichen Grüßen

Dr. Matthias Engelke,
Vorsitzender des Internationalen Versöhnungsbundes - Deutscher Zweig