Mittwoch

"Portugal ist praktisch schon kaputt"

ist das vernichtende Urteil von Alan McQuaid von Bloxham Stockbrokers in Dublin. Denn Portugal muss sich 2011 rund 20 Milliarden Euro an den Finanzmärkten besorgen. 



Wegen der steigenden Zinskosten glauben viele Analysten, dass das Portugal nicht gelingen wird, so dass es, bevor es kollabiert, doch an den Tropf des EFSF gehängt werden muss. Denn das Land kann solch hohe Anleihezinsen auf die Dauer nicht schultern. 


(Referenz: FTD-Newsupdate von heute 17h)

Sensation: Matt auf der eigenen! ersten Reihe

Das wird ein schöner Mittwoch: 


Noch nie in seinem Leben hat der Unbequeme Blogger einen Gegner auf der eigenen (!!) ersten Reihe matt gesetzt, noch dazu mit einem Springer. Von der materiellen Überlegenheit seines Mitspielers ganz zu schweigen. Der schwarze Turm links unten kann da nur noch traurig zugucken. Das kommt in mein Schachraritäten-Kabinett!


Endlich: EU-Kommissar redet Klartext

Olli Rehn, in Bruxelles für den Euro zuständig, schlägt Alarm und redet in seinem jährlichen EU-Wachstumsbericht, den er heute vorstellt, Klartext: 




  • Spanien hat massive Verluste an Wettbewerbsfähigkeit

  • Portugal kann kaum mehr konkurrenzfähig produzieren, es liegt schon auf dem Niveau von Griechenland
  • Spanien, Griechenland und Portugal sind so horrende verschuldet wie kein anderes Euro-Land und damit billige Beute für die Angriffe der Finanzmärkte



Hämisch kommentiert die SZ, auf deren Meldung (S.1) von heute das oben Gesagte zurückgeht auf S.4 der gleichen Ausgabe den mutlosen Tenor dieser EU-Bestandsaufnahme, die noch nicht mal fähig ist, überzeugend zu argumentieren, ob das vorgeschlagenen EU-Heilmittel "Sparen" von den PIIGS überhaupt erfüllt werden kann. 


Die Finanzinvestoren werden diesen blinden Fleck der EU leicht erkennen und weiter munter auf die Zahlungsunfähigkeit der PIIGS spekulieren. 


Quintessenz: Auch Rehn hat schon vor der Euro-Krise kapituliert.

Die PIIGS - endlich die Zahlungsunfähigkeit anerkennen und handeln

Sind wir nicht entspannt in die Weihnachtsferien gefahren? Finanzkrise? War da was? Unsere PolitikerInnen hatten doch alles in den Griff bekommen. 



Jetzt im Januar reiben wir uns die Augen. Nach Griechenland und Irland droht jetzt Portugal auch die Pleite? Und dann Spanien? Und dann Belgien? Dann glotzt uns Deutschen die Europleite zum ersten mal direkt von der Nachbargrenze aus an. 


Und irgendwann werden die Märkte auch Deutschland angreifen, weil sie wissen: Dass unser Land der Allzahlmeister für alle PIIGS-Bankrotteure sein will, ist doch nur ein hohler Bluff, mit dem Merkel und Schäuble auf Zeit spielen wollen. Aber diese Zeit werden ihnen die Märkte nicht geben. Sie wollen bald Klarheit, was es realiter mit der Rhetorik "Wir retten den Euro, koste es was es wolle" auf sich hat. 


Und korrespondierend zu unseren enormen Exportüberschüssen sitzen die deutschen Banken auf massiven Schulden zahlungsunfähigkeitsbedrohter PIIGS-Banken. Wegen seiner vielfältigen internationalen Finanzverflochtenheit ist Deutschland eben enorm krisenanfällig. 


Wahrscheinlich wird Bruxelles, Berlin und Paris weiter mit ad hoc Krediten versuchen, an den Krisensymptomen herumzudoktern. Aber das geht am eigentlichen Problem vorbei. 


Die PolitikerInnen reden immer nur von Liquiditätskrisen, sie denken nur kurzfristig. Die Finanzinvestoren denken langfristig, sie reden über Zahlungsunfähigkeiten!


Mit Krediten allein - so der Irrglaube von Merkel und Co. - kann man keine Schuldenkrise lösen. Bestes Beispiel: Belgien. Der Schuldenstand Belgiens ist so hoch wie das jährliche Bruttoinlandsprodukt dieses Landes. Für Belgien, in dem seit einem halben Jahr keine Regierung mehr handelt, klingeln die Alarmglocken. 


Was ist zu tun? Es gibt vier Arten, eine
Staatsschuldenkrise zu bekämpfen:


Auf Wirtschaftswachstum setzen? Kann man für die PIIGS auf Jahrzehnte hinaus vergessen.


In die Inflation abdriften lassen? Wird die EZB verhindern. 


Bailout? Verbietet der Lissabon-Vertrag.


Bleibt also nur ein Eingeständnis der Zahlungsunfähigkeit und damit verbundener massiver Umstrukturierungsmaßnahmen bei den PIIGS-Ländern und ihren Banken.


Wann sieht das Berlin und Paris endlich ein?


(Referenz: Wolfgang Münchau in der heutigen FTD)

Doktorand/in gesucht für die Euro-Rhetorik

Viele Jahre später wenn´s den Euro nicht mehr geben wird, wird man sicher die jetzige Währungskrise unter verschiedenen Aspekten aufarbeiten. Eine sollte sein: die PolitikerInnen-Sprache. Da könnte mal jemand simultan die Beschwichtigungs- und Vertuschungssätze der PMs von Hellas, Eire, Portugal, Spanien und Belgien analysieren: Wie sie sich alle ähnelten in ihren pausbäckigen Beschwörungen: wie finanzstabil ihre Länder doch seien und dass sie nie, wirklich niemals Pleitehilfe brauchen würden, das sei doch einfach unter ihrem Niveau. Und (so Socrates jetzt), Portugal sei doch nicht - verächtlicher Tonfall - Irland. Und, erinnern wir uns noch - der PM von Eire: Irland-Sanierung? Völlig unnötig, Irland ist doch nicht Griechenland. 


All das reiht sich würdig in die übliche Orwellsprache der herrschenden Eliten ein. Kostenproben gefällig?


"Die Renten sind sicher" (Blüm)
"Alle reden vom Wetter, wir nicht" (Die Bahn)
"Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort" (Barschel-Lüge)
"Read my lips" (Reagan in seiner Vertuschungsrede)



Also, wir sind gewarnt. Wenn an einem schönen Freitagmittag in diesem Jahr Merkel eine ihrer sattsam bekannten Regierungserklärungen abgibt, dass der Euro so stabil und sicher sei, wie die D-Mark, dann kann man drauf wetten, dass in der Nacht desselben Freitags die Banken in Deutschland schließen, weil am Montag dieselbe Kanzlerin mit unbewegter Miene die Geldabwertung und Währungsreform ankündigt und alle kleinen SparbuchbesitzerInnen verwundert denken: Gestern hat sich doch noch ganz anders geredet. Tja, das ist Politik.

Portugal - mal hü, mal hott

Willst du mit mir gehen, flirtet der EFSF beschwörend ins Ohr der portugiesischen Braut. Die, wie es sich nun mal im Süden gehört, ziert sich noch, glaubt noch nicht an ihr Sanierungsglück. 

Aber heute schlägt die Finanz-Stunde der Wahrheit in Lissabon. Portugal braucht dringend neues Kreditgeld. So ne Chance lassen sich die Finanzmärkte nicht entgehen und werden sicher mal wieder aufmerksam und intensiv testen ob das "Wir retten den Euro, koste es was es wolle" (O-Ton Schäuble) nicht doch nur ein Bluff ist, ein ständig wiedergekautes Mantra müder europäischer Finanzminister. Und danach? Spanien unter den EFSF-Antipleiteschirm? Nicht doch, sagen die Ewig-Beschwichtiger, Spanien ist doch nicht Portugal. Deja vu? Portugal war auch nicht Irland, Irland war doch auch nicht Griechenland. Wie sich die Bilder gleichen...



FTD online-Ausgabe 12.1.11